Blizzards jüngste Vorgeschichte und anfängliche Skepsis

Im vergangenen Jahr hat sich Activision Blizzard mit Releases wie „Warcraft 3 Reforged“ nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Neben Trailern, die viel versprachen aber nicht hielten, Bugs die zum Release noch im Spiel waren, allgemein wenig begeisternden Überarbeitungen sowie unausgewogenem neuen Balancing ärgerte die Warcraft Community vor allem die Abschaltung der bisherigen Versionen von Warcraft. Es gab und gibt nach wie vor nur noch das neue „Reforged“, welches sich bis heute keinem sonderlich positiven Community Feedback erfreut. Inzwischen scheint selbst Blizzard jede Ambition, dieses Spiel noch zu fixen, verloren zu haben.

Umso skeptischer und wenig optimistisch war ich bislang bezüglich des in Entwicklung befindlichen Diablo 2 Remakes. Vor allem vor dem Hintergrund der gänzlich neuen und bunten Richtung, die Diablo 3 zehn Jahre nachdem Release von Diablo 2 eingeschlagen hatte, war ich besonders kritisch, welche Änderungen in einem solchen Remake vorgenommen werden könnten. Diablo 2 bestach damals wie heute in meinen Augen durch seine ausgefeilten Loot-Systeme und vor allem aber seine Atmosphäre, die ich bislang in keinem anderen ARPG in dieser Form wiederfinden konnte.

Auf in den Alpha-Test

Vor einigen Wochen hatte ich mich für den Alpha-Test dieses Remakes eingeschrieben und erhielt tatsächlich kürzlich für das Wochenende vom 9. bis 11. April einen Battle-Net-Key für die technische Alpha des aktuellen Standes des Diablo 2 Remakes, oder wie es jetzt heißt „Diablo 2 Resurrected“.

Also: Battle-Net geöffnet, Spiel installiert, gestartet und was soll ich sagen – das Wochenende war gelaufen – aber im positiven Sinne. Fast jede Kleinigkeit konnte mich wie das damalige Diablo 2 von vor 20 Jahren wieder begeistern. Wie in Kind saß ich vor diesem Spiel und freute mich über jeden schön gerenderten Lichteffekt, jeden neu abgemischten Soundeffekt, jeden Drop eines Uniques und war absolut gefangen, aber nicht aus Nostalgie, sondern weil dieses Remake vor allem eines war: Diablo 2 in Reinform, nur irgendwie wieder völlig neu.

Was oder wer steckt dahinter?

Recherchiert man ein wenig zu dem Team hinter Diablo 2 Resurrected stößt man auf das Studio „Vicarious Visions“, die vor allem mit einem gelungenen „Tony Hawk‘s Pro Skater 1+2“ Remake überzeugen konnten. Sicherlich eine gute Leistung, aber nichts, mit dem man direkt ein düsteres ARPG Genre oder eine Welt wie die von Diablo 2 in Verbindung bringen würde. Um so mehr freute mich der Ansatz dieses Teams, welcher bei jedem Remaster/Remake zum Einsatz zu kommen scheint: man versucht die DNA des alten Spiels zu eruieren und analysiert, was genau den Fans gut gefallen hat, weshalb das Spiel konkret so beliebt ist und war und welche Dinge den Kern des Erlebnisses ausmachen.

„Vicarious Visions“ wurde anscheinend inzwischen komplett von Blizzard übernommen und zum Teil in das Diablo 4 Team überführt – das kann hoffentlich nur ein gutes Zeichen sein.

Vor diesem Hintergrund erklärt sich auch besser, wie es möglich war, dass überhaupt ein so detailgetreues Remake entstehen konnte. D2R ist dabei aber eben nicht bloß detaillierter oder hochskaliert umgesetzt worden – nein – jede Szene, jede Wand, jeder Spell, jeder Charakter, jedes Asset wirkt so, also hätte sich jemand die ursprüngliche Idee der Welt von Diablo 2 eingeprägt und mit exakt diesem Wissen Diablo 2 neu nachgebaut.

Vergleich alt/neu als Feature

Umso spannender wird dieses Prinzip dadurch, dass sich jederzeit durch Drücken von „G“ umschalten lässt zu der alten Grafik, denn im Hintergrund von D2R läuft tatsächlich das alte Diablo 2. Das ist nicht nur ein witziges Feature und gut für all die, die einfach lieber mit der alten Grafik spielen möchten, es ermöglicht auch, jede Änderung im Vergleich zum alten Original direkt „nebeneinander“ betrachten zu können. So fielen mir vor allem im zweiten Akt (1+2 waren spielbar, also eine ziemlich umfangreiche Alpha) immer wieder Wände auf, die in der neuen Version viel mehr Details hatten (Teppiche, Statuen, Fässer, Bücherregale etc.).

Fazit

Daraus resultiert vor allem auch mein Kernfazit und die Überschrift dieses kurzen Reviews – „hatte ich mir das so vorgestellt“? Ja in der Tat, ich hatte tatsächlich gedacht, dass Diablo 2 so ausgesehen hatte wie dieses Remake nun aussieht – oder anders formuliert: „Diablo 2 Resurrected“ sieht so aus wie die besten meiner Erinnerungen an dieses Spiel. Nur hatte Diablo 2 de facto niemals auch nur ansatzweise so wunderschön ausgesehen. Genau diese Essenz hatte ich mir für das Remake gewünscht, aber noch nicht wirklich zu hoffen gewagt – nach dieser Alpha ist diese Skepsis einer hoffnungsvollen und schon fast kindischen Vorfreude gewichen.

Bei aller Zurückhaltung gegenüber Hypes kann ich also leider diesmal nicht anders, als mit einer unglaublichen Spannung auf dieses Spiel zu warten und zu hoffen, auch bei der Beta mit dabei sein zu können. Anscheinend nehmen die Entwickler einzelnes Feedback der Test-Spieler auch sehr ernst und haben ein großes Interesse daran, dieses Remake zum bestmöglichen Erlebnis werden zu lassen.

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Diablo 2 Resurrected – hatte ich mir das so vorgestellt? Ja Blizzard, genau so hatte ich mir das vorgestellt. Und jetzt bitte raus damit 😊 so gut wie das jetzt schon ist, seid ihr doch bestimmt schon nahezu fertig.

Weitere Details

Wenn ihr mehr dazu wissen wollt, hört am besten in die erste Hälfte unseres Podcasts #49 rein, denn es gibt natürlich noch viel mehr Details zu berichten. Ich halte Euch natürlich auf dem Laufenden, ob und wann ein Beta-Test stattfinden wird und hoffentlich halten wir schon in wenigen Monaten die Release Version in den Händen.

Zu guter letzt noch ein paar unsortierte Screenshots, damit ihr euch ein besseres Bild machen könnt: