Überzogene Vermutung oder bereits jetzt wahrscheinlich?

Vor etwa einem Jahr hatte ich meine erste Begegnung mit ChatGPT. Ich weiß nicht mehr genau, woher die Empfehlung kam, aber es dürfte vermutlich eines der damals zahlreichen YouTube-Videos zum Thema KI gewesen sein. Schaut man sich jetzt einmal an, wie viel sich in den letzten 12 Monaten allein getan hat und was mit KI inzwischen alles möglich ist, kann man schon ins Staunen geraten.

Aber neben aller Faszination herrscht – gerade im kreativen Bereich – ein großes Maß an Angst vor der Zukunft. Künstler, besonders im Bereich von Games, befürchten, eher früher als später obsolet zu werden; Schauspieler demonstrieren für ihre Rechte an ihrem Erscheinungsbild, nachdem sie für CGI digitalisiert wurden; Illustratoren beschäftigen sich damit, wie Copyright für ihre Arbeiten in Zukunft überhaupt noch möglich sein kann, uvm.

Wie man sieht, löst KI allerhand Unruhen aus.

Aber ich stelle hier mal eine gewagte These in den Raum: Wer nicht spätestens in den nächsten 12 Monaten KIs in seine Workflows integriert, wird 2025 massive Probleme haben, mit der Konkurrenz im jeweiligen Markt mitzuhalten.

Aber warum sehe ich das so?

Die ewige Angst vor neuer Technologie

Schaut man sich die Geschichte an, stellt man fest, dass es bei jeder neuen Technologie zunächst große Furcht gibt, bevor die Technologie akzeptiert und irgendwann Teil des Lebens wird. Beim Medium Film hatte man damals Angst, wenn ein Zug auf einen zu rauschte, weil das Erlebnis so neu und normalerweise visuell bedrohlich gewesen wäre. Während meines damaligen Designstudiums um 2009 hörte ich immer wieder von klassischen Grafikdesignern, man bräuchte ja all die digitalen Techniken gar nicht, man könne auch wunderbar ohne solche Tools auskommen und weiter analog arbeiten. Elon Musk wurde vor der ersten Landung seiner SpaceX-Raketen auch nur belächelt und seine Vision für unmöglich gehalten.

Nun ja… wie diese Einstellungen gealtert sind, kann man sich nun leicht vor Augen führen.

Aber das zeigt vor allem, dass es sich meistens nicht lohnt, sich vor einer neuen Technologie in Gänze zu verschließen. So auch mit KI.

Erste Versuche mit KI

Zu Beginn fand ich ChatGPT einfach witzig, da es wirklich magisch wirkte, sich mit einem simplen Text-Prompt ganze Texte, Geschichten, Abhandlungen und dergleichen erstellen zu lassen; aber sofort wurde mir klar, dass ab sofort sämtliche schulischen Hausarbeiten von nun an obsolet sein würden. Aber das ist vielleicht ein Thema für einen anderen Artikel, denn das Bildungssystem erhält derzeit vermutlich am deutlichsten den Spiegel der eigenen Vergreisung der eigenen Methoden vorgehalten, und das Thema würde hier zu weit führen.

Aber neben Texten gab es dann schnell Tools wie Midjourney, die einem nun auch die Bildgenese, Inspirationen, Moodboards, Illustrationen und dergleichen in Sekundenschnelle erstellen konnten. Ich erinnere mich noch, dass ich während der FMX 2023 im Hotel kaum schlafen konnte, da ich fast die gesamten Nächte damit verbrachte, Images zu re-rollen, in der Hoffnung auf ein gelungenes Designergebnis.

Integrationen in Arbeitsprozesse

Nachdem dann der initiale Hype verflogen war, merkten wir in unserer Agentur aber schnell, dass uns diese neuen Tools massiv Zeit ersparen konnten, und zwar in verschiedensten Bereichen:

  • Ideen für Anschreiben in schwierigen Kundensituationen -> Chat GPT.
  • Moodboards und Lighting Tests für einen Kunden, der erstmal nur eine Idee wollte -> Midjourney.
  • Korrekturlesen dieses Artikels -> Chat GPT.
  • Ein Stockfoto für ein Flyercover nachdem es nichts passendes gab auf Adobe Stock -> Stable Diffusion.
  • Ein Plakathintergrund für einen kleinen Verein, der nicht viel Geld hatte, und wir in einer Stunde mit dem Design fertig sein mussten -> Leonardo AI.
  • Kleines Prototypen-Tool für einen 360° Auto Turntable? -> An einem Nachmittag in Tandem mit Chat GPT gecoded.

Ich könnte hier noch zahlreiche Beispiele mehr aufführen, aber klar ist inzwischen auf jeden Fall, dass wir in unseren Prozessen durch KI sicherlich rund 10 bis 60 % Arbeitszeit je nach Prozess optimieren konnten, und dadurch nun entweder mehr Kunden bedienen können, oder mehr Zeit bleibt für strategische Prozesse.

Fazit

In Anbetracht dieser Entwicklungen plädiere ich daher dafür, sich nicht vor KI-Tools zu verschließen, sondern vielmehr ihre Potenziale zu erkennen und in die eigene Arbeitsweise zu integrieren. Wer dies versäumt, riskiert nicht nur den Anschluss an die Konkurrenz, sondern auch die Chance, die Chancen einer sich wandelnden Technologielandschaft optimal zu nutzen.

Die Integration von KI ist nicht mehr nur eine Option – sie ist der Schlüssel, um auch noch in 2025 erfolgreich am Markt zu bestehen.