Spiele-Remakes sind längst fester Bestandteil der Industrie. Mal als liebevolle Neuinterpretationen gefeiert, mal als seelenlose Geldmacherei kritisiert. Klar, manche Neuauflagen atmen den Geist des Originals und nutzen moderne Technik, um die Spielerfahrung noch eindrucksvoller zu machen. Andere wiederum wirken überflüssig oder gar lieblos zusammengeschustert. Die Frage bleibt: Wann macht ein Remake Sinn – und wann hätte man ein Spiel besser in Ruhe gelassen?

Alte Klassiker im neuen Gewand – wann funktioniert’s?

Es gibt sie, die Remakes, die beweisen, dass eine Neuauflage mehr sein kann als nur ein technisches Upgrade. Final Fantasy VII Remake zum Beispiel wagte sich daran, das Original bezüglich Gameplay und Atmosphäre zu erweitern, während Shadow of the Colossus (2018) eindrucksvoll zeigte, wie behutsam modernisierte Grafik eine vertraute Welt neu zum Leben erwecken kann. Auch Resident Evil 4 Remake gelang es, den Kern des Klassikers zu bewahren und ihn gleichzeitig sinnvoll weiterzuentwickeln.

Aber nicht jedes Remake trifft ins Schwarze. GTA: The Trilogy – The Definitive Edition wurde zum Paradebeispiel dafür, wie technische Schlampigkeit und künstlerische Fehlentscheidungen eine ganze Spielesammlung ruinieren können. Und dann gibt es Fälle wie The Last of Us Part I: technisch beeindruckend, aber auch ein Beispiel dafür, wie fragwürdig es ist, ein bereits mehrfach überarbeitetes Spiel noch einmal neu aufzulegen – und das zum Vollpreis.

Innovation vs. sichere Bank

Das eigentliche Problem mit der Remake-Welle ist nicht, dass sie existiert, sondern dass sie oft auf Kosten neuer Ideen geht. Während Indie-Entwickler mit innovativen Konzepten wie Outer Wilds oder Return of the Obra Dinn überraschen, setzen große Studios immer stärker auf Altbewährtes. Warum Risiken eingehen, wenn ein bewährter Klassiker mit frischer Optik garantiert Geld einspielt?

Diese Entwicklung könnte auf lange Sicht problematisch werden. Ohne mutige neue Titel verliert Gaming seinen kreativen Puls. Klar, Nostalgie verkauft sich gut – aber sollte die Branche nicht auch nach vorne blicken, statt immer wieder auf die Erfolge vergangener Jahrzehnte zurückzugreifen?

Wann sollte ein Spiel ruhen?

Nicht jedes Spiel braucht ein Remake. Manche Titel sind Produkte ihrer Zeit, und das ist auch gut so. Andere wiederum wurden schon mehrfach überarbeitet und brauchen nicht noch eine weitere Version. Ein Beispiel ist Demon’s Souls (2020): Die Neuauflage sieht großartig aus, aber viele Fans vermissen die rohe, düstere Atmosphäre des Originals. Auch der überarbeitete Soundtrack sorgt für Diskussionen – epischer, ja, aber weniger unheimlich. Das Phalanx-Boss-Thema zum Beispiel klang in der PS3-Version unbehaglicher und beklemmender, während es im Remake fast schon zu sauber wirkt.

Besonders Horror-Remakes stehen vor einer kniffligen Herausforderung: Früher waren technische Einschränkungen oft unbeabsichtigt für die Atmosphäre verantwortlich. In der PS1-Ära war der dichte Nebel in Silent Hill ursprünglich eine Render-Notlösung – doch er wurde zum ikonischen Stilmittel, das die Angst vor dem Unbekannten verstärkte. Ähnlich verhielt es sich mit der niedrigen Auflösung: Die groben Texturen und undeutlichen Silhouetten machten es oft schwer, Gefahren klar zu erkennen – und genau das sorgte für zusätzlichen Horror. Entfernt man solche Elemente in einem Remake, kann es schnell passieren, dass das Spiel zwar technisch besser aussieht, aber seine Wirkung verliert.

Fazit: Wiederverwertung oder Fortschritt?

Remakes sind per se nichts Schlechtes – sie können Klassiker einem neuen Publikum zugänglich machen und sogar neue Perspektiven auf bekannte Spiele eröffnen. Aber wenn die Industrie sich zu sehr darauf verlässt, könnte das langfristig auf Kosten echter Innovationen gehen.

Und während viele Spiele ihre Neuauflage vielleicht nicht gebraucht hätten, gibt es auch Klassiker, die es mehr als verdient hätten. Dragon Quest VIII, zum Beispiel. Klar, es gab einen 3DS-Port, aber ein richtiges Remaster mit modernisierten Texturen und erneuertem Cel-Shading-Look könnte dieses Meisterwerk einer ganz neuen Generation von Spielern näherbringen. Ich warte 😉